365 Tage

Filmkritik

Geschrieben am 13.10.2020 von Kilian Atzenhofer

Hey Kids!
wollt ihr lernen, wie man einen Film wie „365 Tage“ macht?
Na dann hört mal her!
Bevor wir mit den eigentlichen Szenen anfangen können, müssen wir etwas Vorarbeit leisten.

Schnappt euch einen Random von der Straße und sperrt ihn in eine Kammer. In der Kammer darf sich nichts anderes befinden als:
– ein Fernseher
– der Film „Die Schöne und das Biest“
– der Film „Fifty Shades of Grey“
– ein übertrieben lächerlicher Softporno
– jede Menge Papier und Stifte
– Nahrung (wir sind ja keine Unmenschen)
– und zu guter Letzt: ein riesen Haufen Scheiße

Sperrt die Kammer zu und macht sie für eine sehr sehr lange Zeit nicht mehr auf.

So, jetzt zur eigentlichen Arbeit an den Szenen:
Als erstes brauchen wir diverse Locations, da wir uns schon in etwa denken können, in welche Richtung der Film gehen wird…
Sucht euch am besten welche aus, die ihr auch für die Werbung einer „teuren“ bzw. „edlen“ Alkoholmarke hernehmen würdet. Hauptsache für einen kurzen Moment möglichst protzig wirken.
Habt ihr eine? Perfekt!

Als nächstes nehmt ihr zwei „Models“, die ihr auch für die Alkoholwerbung hernehmen würdet und setzt sie ins Bild.
(hierbei empfiehlt es sich natürlich, „Models“ zu nehmen, die jederzeit einen so dermaßen gestellten Blick draufhaben, dass man nicht unterscheiden kann, ob sie gerade notgeil oder in der Erwartung eines heftigen Durchfalls sind (das hilft uns schonmal für später, wenn wir an unserem letzten Punkt angekommen sind))
Eine Klammer in der Klammer?! Christopher Nolan würde vor Neid erblassen! Aber gute Filmemacher wollen wir hier mal außen vor lassen.
Wo waren wir?
Ach ja die Szene…. (am besten mit genau so einer Konzentrationslosigkeit später bei der Arbeit sein, damit die Szene auch richtig gelingt)

Als nächstes brauchen wir Musik.
Gebt bei Spotify Schlagwörter ein, die genau zur Szene passen.
Es scheint, als hätte Tommy eine Frage.

Tommy: Lassen wir die Musik dann in einer angemessenen Lautstärke im Hintergrund laufen, um eine passende Stimmung zu erzeugen?

Mensch Tommy, du hast anscheinend nicht verstanden, was wir hier machen wollen…
Ich erklärs dir mal so:
Jedes Mal, wenn unsere Protagonisten reden, dann wird schon mal so gut wie keine Musik gespielt, damit die Zuschauer dem Gesagten auch optimal folgen können. Und sobald sie aufhören zu reden und eigentlich Stille eintreten sollte, dann drehst du die Musik einfach auf volle Lautstärke, nur um dann schlagartig wieder aufzuhören, wenn jemand was sagt.

Tommy: Und was sagen die Figuren so?

Ah ja, ausgezeichnete Frage!
Erinnert ihr euch an den Anfang, als ich euch von den Drehbuchplänen erzählt habe? Wenn der Random mittlerweile mit seiner Arbeit fertig, und das Drehbuch ordentlich durchgezogen ist, dann nehmt das Drehbuch und schlagt so hart ihr nur könnt auf alles ein, was sich am Set befindet. So lange, bis wirklich jeder gesunde Menschenverstand vollkommen abgetötet wurde.
Und das macht ihr jetzt am Besten mit jeder einzelnen Szene, Stück für Stück.

TADAAA! Fertig ist euer Film.

So und jetzt geht…..GEHT!
Ab mit euch in die große weite Welt. Verbreitet diese unfassbare Dummheit, sodass die Menschen vielleicht eines Tages genug davon haben und sich unter Umständen tatsächlich guten Filmen zuwenden, die im Gegensatz zu „365 Tage“ gefloppt sind, was eine echte Schande ist, wenn man mal genauer darüber nachdenkt.

365 Tage (Netflix)

Veröffentlichung

20. März 2020

Regie

Barbara Białowąs
Tomasz Mandes

Laufzeit

114 Minuten

Besetzung

Michele Morrone: Don Massimo Torricelli
Anna-Maria Sieklucka: Laura Biel

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