Malcolm & Marie Kritik

Filmkritik

Geschrieben am 22.02.2021 von Kilian Atzenhofer

Als man Mathieu Kassovitz fragte, warum er „La Haine“ in Schwarzweiß veröffentlichte, antwortete er: „Ich habe ihn in Schwarzweiß gedreht, um die Zuschauer daran zu erinnern, dass sie keinen netten, oberflächlichen Film sehen. Schwarzweiß signalisiert: Seht hin, da gibt es noch etwas anderes“.

Ich würde Sam Levinson all meinen Besitz überschreiben, wenn er mir ehrlich in die Augen sehen und eine glaubwürdige, tief greifende Begründung für seine Wahl von Schwarzweiß liefern könnte.

Malcolm und Marie kommen von einer Premiere nach Hause, bei der Malcolm’s Film ausgezeichnet wurde. Während sie die ersten Kritiken erwarten, entflammt ein Streit, der sich durch die Nacht zieht.

Das, was „Malcolm und Marie“ das Genick bricht, ist der maßlose Versuch, sich ernst zu nehmen, wenn nicht sogar seine Zuschauer zu sCh0cKiErEn. Dabei schien keinem aufzufallen, dass Zendaya und John David Washington sich im Grunde 106 Minuten lang irgendwelche Gemeinheiten an den Kopf werfen und penibel darauf achten, keinerlei Vielfältigkeit und Tiefe in ihre Aussagen oder gar in ihre Charaktere zu bringen.
Schon zu der 30. Filmminute fing ich an, mich zu fragen, ob die eigentlich noch etwas anderes zu sagen haben als „du hast mir nicht gedankt, obwohl ich deine Inspiration war“ oder „die Weiße von der LA Times ist so dumm“.
Spoileralarm:
In den anderen 76 Minuten kam leider nicht mehr viel.

Auf Letterboxd verglich ein User den Film mit einer Calvin Klein Werbung und er traf den Nagel einfach auf den Kopf.
Aber denkt mal ganz genau nach, das ergibt eigentlich vollkommen Sinn:
Ein attraktiver Mann und eine attraktive Frau laufen in schwarz-weiß wahllos durch ein vollkommen charakterloses, auf Hochglanz poliertes Set und geilen sich dabei ständig auf, ohne es letzten Endes miteinander zu treiben.

Jeder, der Filme wie „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ oder „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ kennt, kann „Malcolm und Marie“ einfach nicht ernst nehmen. Der Film versucht so krankhaft, sich in die Riege der klassischen, intensiven Kammerspiele einzuordnen, obwohl er nicht mal ansatzweise dazu im Stande ist, sich eine eigene Identität zu erschaffen.

Fazit:
Regie, Drehbuch und schauspielerische Leistung (vor allem Seitens Washington) oftmals unterirdisch. Schaut alte Klassiker und nicht deren Imitationen.
STYLE. OVER. SUBSTANCE.

Malcolm & Marie

Veröffentlichung

05. Februar 2021

Regie

Sam Levinson

Laufzeit

106 Minuten

Besetzung

John David Washington: Malcolm
Zendaya: Marie

 

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